Wings For Life – warum wir morgen nicht mitrollen

Morgen um 13 Uhr deutscher Zeit gehen weltweit wieder tausende Läufer und Rollifahrer auf die Straße um beim Wings For Life Run Geld für die Forschung zur Heilung von Querschnittlähmungen zu sammeln. „Super Sache“ denken sich da viele und natürlich ist es toll, dass man es schafft, dass sich so viele mit dem Thema Querschnittlähmung auseinander setzen. Doch, tun sie das tatsächlich? Das Motto lautet „Run for those who can’t“ („Laufen für die, die nicht laufen können“). Also die Gesunden machen was für die „armen Kranken“. Dieses Bild wiederholt sich auch in anderen Bereichen von Wings For Life. Zum Beispiel sieht man auf den meisten Fotos mit Rollstuhlfahrern Leute, die diese anschieben. Aktive, sportliche und selbstständige Rollifahrer sind rar. Aber sie passen ja auch nicht ins Bild. Was wäre das denn für eine Message, wenn ein Rollstuhlfahrer womöglich sogar das Rennen gewinnen würde? Immerhin muss dieser doch von seiner Behinderung geheilt werden. Ich kann mir auch vorstellen, dass das der Grund sein könnte, warum es strikte Richtlinien gibt, welche Art von Rollstühlen erlaubt sind. So sind nämlich Rennrollstühle und Handbikes tabu, da „zu schnell“ (=„zu gefährlich“). Auch die Größe der Räder und Lenkrollen, sowie das vorhanden sein von Bremsen sind vorgeschrieben. Profiläufer hingegen dürfen teilnehmen und zwar mit ihren besten Laufschuhen…

Selbstverständlich denken wohl alle, die dort teilnehmen, dass sie was Gutes tun und gleichzeitig Spaß haben können. Und in gewisser Weise tun sie das ja auch. Obwohl weder David („Unfallquerschnitt“), noch ich („angeborener Querschnitt“) uns eine „Heilung“ wünschen, wissen wir, dass es genug Menschen gibt, die sich nichts sehnlicher wünschen. Wenn diese Menschen eines Tages aufgrund der hier geförderten Forschungsprojekte wieder laufen können: grandios! Aber der Weg dahin ist wohl noch ein langer. Es wird nie eine „Wunderpille“ geben, die den Körper auf den Ursprungszustand zurück stellt. Das heißt, wir werden alle noch eine Weile sitzen bleiben. Und genau das wird durch solche „Mitleids-„ bzw. Karma/Feel good-Veranstaltungen erschwert. Die Message die hängen bleibt, ist „Behinderung MUSS geheilt werden“, „Querschnittlähmung ist ein furchtbares Schicksal“, „Wenn man nicht (mehr) laufen kann, ist das Leben zu Ende“. Diese „Repariermentalität“ finde ich furchtbar! Unser aller Arbeit, den Menschen zu zeigen, dass man auch mit Behinderung ein aktives, selbstbestimmtes und großartiges Leben führen kann, wird durch solche Aktionen wie den Wings For Life Run mit Füßen getreten. Es wird nicht anerkannt, dass Behinderung kein Defizit sein muss, sondern einfach „anders“ ist. Hier findet kein Dialog auf Augenhöhe statt, die Gesunden für die Kranke und hinterher bitte schön „Danke Danke“ sagen.

Wenn Wings For Life es in Zukunft schafft zweigleisig zu fahren und eben nicht nur den Fokus auf eine Heilung setzt, ist das sicher eine tolle Geschichte. Sie könnten sich für mehr Barrierefreiheit, bessere Rollstuhlversorgung und ein positives Bild von Rollstuhlfahrern einsetzen. Das wären Maßnahmen, von denen wir alle SOFORT profitieren könnten.

In diesem Sinne: Walking is overrated

© Jörg Farys | Gesellschaftsbilder.de

© Jörg Farys | Gesellschaftsbilder.de

/Lisa

45 Kommentare

  1. Sehr guter Artikel Lisa, das waren auch meine Gedanken sehr reflektiert und von von Seiten/ Perspektiven beleuchtet , RESPEKT !

    1. simonsschwester sagt:

      Vielen Dank 🙂

  2. Guter Post! Ich bin froh um jede einzelne Person mit einer sogenannten „Behinderung“, die sich dem ableistischen Paternalismus entgegen stellt! Manchmal ist es doch echt zum Verzweifeln, wie sehr mensch sich in dieser Danke-Danke-Pose wieder finden soll – möglichst noch mit leuchtenden (Kinder-)Äugelein.

    Gut, dass es an allen Ecken und Enden im Gebälke zu knirschen beginnt!

    1. datlebbe sagt:

      Wir versuchen, dass das knirschen zu nem knacken wird. Wir sägen schon an verschiedenen Ecken 😉

  3. Kaya sagt:

    Wenn man will kann man auch in jeder Suppe ein Haar finden,Gott sei dank fahren/laufen ja genügend MENSCHEN mit ,die es anders sehen .
    Jeder in seinem Rahmen und mit viel Spaß und guten Absichten ,was dann mit dem Geld passiert ,könnte man versuchen mit Vorschlägen zu verändern ,aber den Lauf zu vermiesen ist sicher nicht der richtige Weg. Steht ja auch jedem frei ,selbst was neues zu veranstalten.
    In diesem Sinne viel Spaß heute für alle die sich dran erfreuen

    1. datlebbe sagt:

      Du solltest dich dann auch erstmal damit beschäftigen wer wir sind und was wir machen. Wir veranstalten selbst eine ganze Menge und erreichen damit auch eine ganze Menge, nur Red Bull mit seiner Kohle und seiner Reichweite reißt das dann mit dem Arsch wieder ein. Wir wollen auch keinem den Lauf vermiesen, sondern vielmehr zum denken anregen, dass eben nicht alles Gold ist was glänzt und gut gemeint eben wieder mal nicht immer gut gemacht ist. Das Haar in der Suppe ist für uns ein ganz schöner Batzen der da schwimmt, denn es wäre ja mit kleinen Änderungen in der PR Maschinerie und der Taktik viel zu verändern und man könnte das Leben und die Wahrnehmung von Menschen mit Behinderung schon heute positiv verändern. Aber dann müsste man ja zugeben, dass es Menschen gibt, die weder eine „Heilung“ brauchen, noch eine Wollen. Da passt das Bild des armen Behinderten mit dem einen großen Wunsch wieder zu laufen natürlich besser. Übrigens wären die Umstände nicht so ätzend und würde ich nicht Gefahr laufen später als armer Rollstuhlfahrer von Red Bull verkauft zu werden, fände ich so ein Rennen auch echt klasse. Die Idee mit der Ziellinie ist grandios, aber ich würde nicht wollen, dass Red Bull und WFL später mit einem Bild von mir Werbung für ihre Sache machen würden. Ich mach lieber weiter meinen Kram und versuche der Welt weiter beizubringen, dass ein Rollstuhl keine Endstation sein muss, sondern eine Chance! Es bedarf aber Barrierefreiheit, Teilhabe, Inklusion, guter Rollstuhlversorgung, Rollstuhltraining und einigen Punkten mehr um das noch weiter zu verbessern, ganz ohne Heilung…

      1. Steffi sagt:

        Ich gebe dir bei ganz vielem Recht. Ich bin gestern das dritte Mal mitgerannt. Der einzige negative Aspekt für mich an der ganzen Sache ist ehrlich gesagt der Fakt, dass der Lauf indirekt von Redbull organisiert wird. Alles andere – dass wir Rollifahrer als „die Armen“ ansehen usw – muss ich persönlich dementieren. Klar mag es Personen geben, die sich darüber definieren, dass sie was gutes für die armen Rollis machen. Ich gehöre nicht dazu. Ich finde die Idee toll. Schön, dass dadurch auch gleich Geld in die Rückenmarksforschun fließt. Wenn man die Kosten von so einem glibalen Lauf beachtet, auch wenn Sponsoren dabei sind, könnte Redbull auch einfach so das Geld spenden, ist aber steuerlich nicht so klug und marketingtechnisch schon gar nicht… Leider glaube ich, dass das einen großen Hintergrund bei dem ganzen Event hat. Trotzdem.. Es macht Spaß und die Idee mit dem Catchercar ist einfach gut. Werde mir trotzdem überlegen, ob ich nächstes Jahr wirklich nochmal teilnehme…

      2. Reini sagt:

        Ich respektiere gerne andere Meinungen aber in dem Fall zeigt es das Ihr null Verstanden hab worum es beim Worldrun geht. Eure Meinung das es super ist eine Querschnittslähmung zu haben. Mag eure sein. Die Meisten anderen die so ein Schicksal erfahren haben sehen das wohl anders. Natürlich kann man trotz einer Behinderung viel aus seinem Leben machen . (Bleibt ja nix anderes übrig ) aber jaaa „Querschnittlähmung ist ein furchtbares Schicksal“, !!!! Vorallem für die, die höher Gelähmt sind als Ihr. Die nicht ein grossteils Eigenständiges Cooles Leben führen können. Und deswegen ist es toll das Dinge wie Wings for Life. Um genau das irgendwann mal zu ändern . (Heilen) . U es ist eine dumme Aussage das beim Worldrun mit Gewalt nur Mitleid erzeugt wird . Weil Leute geschoben Werden. Es geht um das ZUSAMMEN und soll ein Zeichen sein auch im Leben ein Miteinander (Behinderung und nicht behindert ) zu leben . Zum zulassen von Handbike und Rennrollis noch gerne eine Info. Nicht sinnvoll! ! Weil Viel zu schnell (Marathon Weltrekord liegt unter !! Einer Stunde ) was macht es für einen Sinn wenn ein paar dann weit vor den Läufern alleine rum fahren? ?? Da geht der Sinn des Zusammen verloren . ! Dafür gib es genug andere Coole Rennen wo sich die Leute starten können . SCHADE das genau IHR BETROFFENE. Null verstanden habt worum es geht und das der Worldrun sooo viel für Menschen wie Euch bewegt. Über 100 000 und x mal mehr am TV haben nun etwas mehr Bezug zum Thema Querschnittslähmung und es sind Menschen dabei die Häuser bauen uvm . Die ev nun mehr darüber nachdenken unsere Umwelt etwas mehr Barrierefrei zu gestalten . Also denkt einfach mal etwas mehr nach bevor Ihr über was Urteilt was ihr nicht richtig verstanden habt. Gruss reini

        1. datlebbe sagt:

          Ich würde mal ganz klar sagen, dass DU nichts verstanden hasr! Setzten 6!

      3. datlebbe sagt:

        Sorry Steffi, dein Kommentar ist hier etwas untergegangen. Ich finde du darfst auch überlegen da wieder hinzugehen, aber wenn du dann weißt und weiter erzählst, dass nicht alle der selben Meinung sind, dann würde ich mich schon freuen.

  4. Cara sagt:

    Starker Text 🙂 Danke, dass Du es so gut beschreibst. Danke 🙂

  5. prinzipiell denke ich dass es schade ist, dass nur „QS“ler unterstützt werden.. ich hab leider mit meiner Muskelerkrankung weniger Lobby (keine Veranstaltungen in dieser Größenordnung). Auch werden Rollis mit Zusatzantrieb leider nicht erlaubt für die Veranstaltung, das ist schade für Leute mit weniger Kraft in den Armen. Wenn wäre es gut, wenn jeder daran teilnehmen kann, egal mit welchem Rolli (ob Handbike, Antrieb etc)…das dürfte ja eigentlich dem Spenden nicht abtun.

    Naja vielleicht geht da irgendwann mal der Knackpunkt auf… ich hoffe.. bis dahin bin ich dabei, aber nicht „mitrollen“.

    1. datlebbe sagt:

      Ich weiß nicht was du für eine Muskelerkrankung hast, aber wir haben uns auch schon gedacht, dass es etliche Krankheiten und Behinderungen gibt, wo es mehr Sinn macht eine Heilung zu finden. Querschnittgelähmte können heute ein langes selbstbestimmtes Leben führen. Andere mit weniger Lebenserwartung könnten da vielleicht eher mehr Forschungsvolumen brauchen. Dennoch höre ich z.B. von Duchenne Patienten auch, dass sie lieber mehr Verständnis und normalen Umgang als Heilung hätten.

  6. sagt:

    Keine Handbikes und Rennrollstühle zugelassen spricht schon eine ziemlich deutliche Sprache. Sowas kriegt man ja sonst Radloser nicht so mit. Vielen Dank fürs Aufmerksammachen und die klugen Gedanken dazu.

  7. Marcel sagt:

    Wie der Name schon sagt: Wings for life Word run. Laufe für Menschen die es nicht können. Es könne gerne alle Rollis und handbiker mitmachen. Nur dann mit einem eigenen Catcher car was eine höhere Geschwindigkeit fährt da man mit weniger Grundbewegung und mit mechanischer Unterstützung schneller ist.

    Nicht jede Kritik ist eine berechtigte

    1. datlebbe sagt:

      Also wie nun, entweder sagste der Name ist Programm, dann laufen die aber für mich (bzw die glauben das) obwohl ich das nicht will. Oder aber die wollen eine gemeinsame Veranstaltung, dann müssen die sich aber auch auf die Unterschiede einlassen. Kein Handbike kann ich noch verstehen, aber keine Rennrollstühle und die harte Reglementierung (die offenbar aber nicht immer durchgezogen wurde) kann ich nicht nachvollziehen, zumindest nicht, wenn es wirklich etwas gemeinsames sein soll. Nicht jede Kritik ist richtig, aber vielleicht sollten die Veranstalter noch mehr auf Leute hören, die sich schon jeden Tag engagieren, und sich den Arsch aufreißen, damit Menschen mit Behinderung einen besseren Stand in der Gesellschaft bekommen. Es könnte ein schönes gemeinsames Event entstehen, dass auch schon heute richtig was bewegt für die betroffenen Menschen.

    2. Reini sagt:

      Gab es doch im ersten Jahr in wien. Da sind die vorne weg gefahren u das ist nicht der Sinn vom worldrun. Es sind doch auch keine Fahrräder bei anderen Marathons für Fußgänger zugelassen . U nix anderes ist ein Handbike für Rollis

      1. datlebbe sagt:

        Das ist ja nur ein Punkt von vielen über den man diskutieren kann und muss!

  8. Clemens sagt:

    Red Bull is overrated too … in diesem Sinne, toller Text

  9. tom sagt:

    Letztes Jahr war ein Rollstuhlfahrer Gesamtsieger in Schweden und niemand hat sich „beschwert“.

    1. datlebbe sagt:

      Stell dir vor ein Rollstuhlfahrer gewinnt und k(aum)einer weiß davon #justsaying

  10. Danke für diesen Einblick, aus der Perspektive habe ich das noch nicht gesehen.

  11. Doris sagt:

    Mit eurem Beitrag, der auf facebook geteilt wurde, habt ihr eine ziemliche Diskussion entfacht. Schaut mal hier: https://www.facebook.com/groups/217802108393509/permalink/570491336457916/?comment_id=570631036443946&notif_t=group_comment_mention&notif_id=1462801870389349

    Hoffe, der link funktioniert! Falls nicht: facebook –> Läufer und Marathonbegeisterte

    1. datlebbe sagt:

      Danke für den Hinweis 🙂

    2. datlebbe sagt:

      Leider kann ich auf Facebook dazu nicht antworten, da die wohl meine Beitrittsanfrage nicht annehmen wollen. Schade, ich hätte da schon gern meinen Senf zugegeben. Vielen dank aber für deine ehrliche Meinung und lass dich nicht unterkriegen

  12. smaragd67 sagt:

    Euer Beitrag wurde auf facebook geteilt und hat eine interessante Diskussion entfacht. Schaut mal hier: https://www.facebook.com/groups/217802108393509/permalink/570491336457916/?comment_id=570631036443946&notif_t=group_comment_mention&notif_id=1462801870389349

    Falls es mit dem link nicht funktioniert: facebook – Läufer und Marathonbegeisterte

    1. datlebbe sagt:

      Danke für den Hinweis 🙂

  13. soulrunner74 sagt:

    Sehr guter Artikel.
    Unterschreibe ich zu 100%
    Danke dafür Lisa

  14. Liebe Lisa,

    danke für diesen ehrlichen und harten Blog-Eintrag. Ich bin Bob, globaler Social Media Manager des Wings for Life World Run und das schon seit Beginn. Aber dieser Eintrag ist nur meine ganz persönliche Meinung und keine offizielle Stellungsnahme.
    Eure Zeilen haben mich nachdenklich gestimmt und auch traurig gemacht. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie unglaublich viel Herzblut, Schweiß und Tränen in die Verwirklichung und Kommunikation eines solchen Projektes fließen – und dann zu erfahren, dass wir bei den wichtigsten Menschen gar nicht richtig ankommen, ja gar nicht erwünscht sind, dann tut das sehr weh. Ich fühle mich gescheitert.
    Ich kann viele eurer Argumente verstehen, aber einige Dinge kann ich persönlich nicht nachvollziehen:
    1) „Aktive, sportliche und selbstständige Rollifahrer sind rar. Aber sie passen ja auch nicht ins Bild.“ – da muss ich schon vehement wiedersprechen – auch im Namen all unserer Botschafter: Cory Hahn, Eric Le Grand, Tamara Mena, Brooke Thabit, Hannes Kinigardner oder auch Wheelz sind Inspiration, Vorbild und zeigen ganz klar, wie sportlich, aktiv und selbständig Rolli-Fahrer sind: Bitte schaut euch die Video-Porträts unserer Facebook Seite durch. Aber natürlich wollen wir auch Spenden sammeln und ein Bewusstsein dafür schaffen, dass ein Leben mit CI auch enorme Barrieren und Einschränkungen mit sich bringt – und da geht es nicht ums Laufen. Und auch solche Geschichten und Bilder wollen ja müssen wir zeigen, um für Barrierefreiheit aber auch Spenden zu werben. Der Traum von einer Heilung – der Traum vom „Gehen zu können“ ist eine Metapher und ein Bild, das sich sehr gut verkaufen lässt und Menschen antreibt, etwas Gutes zu tun: in Summe 1,5 Millionen Kilometer zu laufen und 6,6 Millionen Euro zu spenden. Und diese Spenden fließen zu 100% in unterschiedlichste Projekte, bei denen es sehr oft auch um kleine, wichtige Erleichterungen, Verbesserungen der Lebensqualität geht und nicht immer nur um die „magische Heilung“.
    2) „Ich kann mir auch vorstellen, dass das der Grund sein könnte, warum es strikte Richtlinien gibt, welche Art von Rollstühlen erlaubt sind.“ – die Regeln – ja das ist ein ganz heikler und auch sehr, sehr umstrittener und heiß diskutierter Punkt. Im ersten Jahr hatten wir getrennte Rennen für Rollstuhl-Racer, aber damit war eigentlich niemand wirklich glücklich: Es war irgendwie gegen die Grundidee des World Run – in vereinter Lauf für alle. Deshalb haben wir beschlossen, Läufer und Rollstuhl-Fahrer gemeinsam starten zu lassen. Aber unser einzigartiges Format mit den Catcher Cars und der bewegenden Ziellinie schränkt die Teilnahme auf „Alltags-Rollis“ ein. Ja, ja, ich weiß, das ist nicht optimal, nicht fair und immer kommt der Vergleich mit den Laufschuhen… Nur stellt euch einmal vor: Am Start stehen die weltbesten Hand-Biker und rasen natürlich vorne weg: Nach ca. 70 Minuten sind sie bereits bei der Marathon Distanz – unterwegs mit 40 – 45 km/h… Die Catcher Cars müssten auf über 75 – 80 km/h beschleunigen um die Führenden wieder einholen zu können: Das ist für alle Beteiligten (vor allem auch die Läufer) ein enormes Risiko und würde den Event entweder extrem verlängern oder extrem verkürzen für alle Läufer, wenn die Catcher Cars gleich losbrausen würden. Das mit den Regeln ist ein nicht ganz glücklicher Kompromiss und ja es gab auch heuer wieder ein paar schwierige und eventuell falsche Entscheidungen, aber daran werden wir weiter arbeiten. Und ich bin überzeugt, dass ein Rolli-Fahrer bald mal trotzdem gewinnt und ja der wird genauso gefeiert wie alle anderen – ganz ehrlich: ich würde das wunderbar finden. Den Sieg von Aron Anderson haben wir sehr gefeiert letztes Jahr.
    3) „Und genau das wird durch solche „Mitleids-„ bzw. Karma/Feel good-Veranstaltungen erschwert. (…) Diese „Repariermentalität“ finde ich furchtbar! Unser aller Arbeit, den Menschen zu zeigen, dass man auch mit Behinderung ein aktives, selbstbestimmtes und großartiges Leben führen kann, wird durch solche Aktionen wie den Wings For Life Run mit Füßen getreten. (…) Hier findet kein Dialog auf Augenhöhe statt, die Gesunden für die Kranke und hinterher bitte schön „Danke Danke“ sagen.“ –
    Da kommt etwas ganz falsch rüber: Denn danke sagen immer wir, die Wings for Life Stiftung und die Forscher, die ja dann das ganze Geld bekommen… Ich persönlich glaube auch nicht, dass irgendjemand der beim World Run dabei war bzw. zugeschaut hat, das Gefühl bekommen hat: spenden wir mal was für die armen Rollis, damit die auch wieder Spaß haben können. – Vielmehr geht es darum, dass die ganze Welt gemeinsam etwas Gutes tut mit Freude daran. Und das bewusst machen, dass CI uns alle angeht, denn es kann jeden von uns, jederzeit treffen und dann sind wir unendlich dankbar, wenn es – gerade in Akutversorgung nach Verletzungen – medizinische Möglichkeiten der Verbesserungen und vielleicht die Chance einer Heilung gibt.
    Aber das ist nur meine persönliche Meinung und ich würde mich total freuen mit euch gemeinsam an einer besseren Kommunikations-Strategie und klareren Botschaften zu arbeiten, wenn ihr daran Interesse habt.
    Danke
    Bob

    1. datlebbe sagt:

      Hallo Bob,

      es antwortet, besser spät als nie, David. Lisa ist eher für kurze und knackige Themen und schmeißt mit weniger Worten (dafür umsichtiger) als ich. Aber da wir ja hier einen gemeinsamen Blog betreiben und definitiv der selben Meinung sind, werde ich nun eine Antwort formulieren.

      Erstmal ganz allgemein: Wir wollten hier unsere Meinung und unsere Sicht der Dinge teilen und zur Diskussion, aber auch zum Nachdenken anregen. Dies ist uns offensichtlich gut gelungen, haben wir doch viele verschiedene Meinungen sammeln können. Wir dachten sogar, der Zuspruch und die Zustimmung würde deutlich geringer ausfallen, aber offenbar sind wir nicht die einzigen, die WFL auf diese Art und Weise wahrnehmen.

      Nun zu deinen Ausführungen:
      Du kannst dir gar nicht vorstellen wie viel Herzblut und Energie wir in unsere Projekte stecken. Vielleicht ist dir aber aufgefallen, dass wir auch sehr engagiert auf dem Gebiet sind. Ok, wir sammeln kein Geld und stecken auch nix in die Forschung, auch erreichen wir deutlich weniger Leute. Man könnte sagen wir machen Basisarbeit. Wir sprechen Rollifahrer direkt an und versuchen sie an ein aktives, selbstbestimmtes und einfach tolles Leben zu führen, sie dabei zu unterstützen. Wir kämpfen für Teilhabe und Barrierefreiheit und gerade momentan, wo dieses wichtige Thema in der Politik ist, habt ihr verpasst euch dem zu widmen und wirklich etwas zu erreichen.

      Zu 1) Ich kenne viele eurer Botschafter, einige sind sogar mit uns befreundet. Das nicht alle unserer Meinung sind, ist normal, aber es wundert mich teilweise sehr, wie ähnlich die Schlussbotschaften sind und ich freue mich auf die Gespräche und Diskussionen mit einigen der Botschafter. Doch das bleibt unter Freunden, so gehört sich das. Mir ist auch aufgefallen, dass ihr dieses mal deutlich mehr aktive Rollstuhlfahrer vor euren Karren spannt, das fand ich sogar gut, doch schien mir das eher wie eine Taktik auch die Skeptiker (wie wir) zu bekehren. Viele der Botschafter Videos waren nicht wirklich präsent und würde ich nicht einige kennen, hätte ich sie wohl kaum wahr genommen. Wie gesagt, alles subjektiv und rein aus unserer Perspektive. Dass du hier einräumst, das Bild des Heilungswunsches zu nutzen, zu verkaufen, gibt uns ja auch Recht. Wir sind da anders gestrickt, wir wollen das genaue Gegenteil zeigen, dass ein Leben mit dem Rollstuhl eben nicht von all diesen Barrieren und Einschränkungen gezeichnet sein muss. Das unterscheidet uns wohl, aber danke für deine ehrlichen, wenn auch inoffiziellen Worte. Das ihr die Spenden für den guten Zweck einsetzt, bezweifelt keiner, es geht uns hier einfach um die Message die ihr verkauft um Spenden zu generieren. Eine Message, die wir nicht teilen und solange ich nicht meine Seele an den Teufel verkaufe auch für kein Geld der Welt (selbst wenn das für einen guten Zweck ist) mein Gesicht für diese hergeben würde.

      zu 2) Schön, dass wenigstens die Regeln umstritten sind. Doof, dass schon wieder das Bsp mit den Handbikern kommt. Denn es geht nicht um den Ausschluss von Handbikern, sondern um die Einschränkung auf einen Aktivrollstuhl. Dürfte ich mit meinem „Skaterollstuhl“ teilnehmen? Wer definiert denn was ein Alltagsrolli ist? Warum darf man nicht mit 2″ Rollen starten, warum nicht mit 12″ Vorderrad? Das macht einen nicht schneller als einen Läufer. Warum sind Bremsen vorgeschrieben? Wie mehrfach schon gesagt, finde ich aus rein sportlicher Sicht die Idee super, mit den Catcher Cars, das Rennen zusammen und so, aber warum diese bescheidenen Einschränkungen. Es soll doch ein Sportevent sein, warum also sportliche Rollstuhlfahrer mit sportlichen Rollstühlen ausschließen? Da liegt der Vergleich mit den verdammten Sport- oder Laufschuhen nunmal nah. Und nein keiner vergleicht Laufschuhe mit einem Handbike!!!

      zu 3) Ich glaube, wenn hier was falsch rüber kommt, dann solltet ihr euch bemühen das richtig zu stellen und eben versuchen die Ziele und Wünsche der behinderten Menschen zu verstehen und auch diese Vielfalt an wichtige Themen mit in die Botschaft zu nehmen. Offen sagen, dass das Geld eben nicht nur für die Wunderheilungsforschung eingesetzt wird, sondern ganz bewusst auch für Verbesserungen anderer Funktionen oder Barrierefreiheit oder Sport oder was auch immer ihr noch gutes mit dem Geld tuen könnt und wollt. Vielleicht sagen wir dann ja auch irgendwann danke…vielleicht…

      Den Wunsch nach besserer Kommunikation jedenfalls teilen wir durchaus. Tschuldige, dass ich immer so direkt sein muss und ja ich habe auf Zitate verzichtet. Für so nen „ordentlichen“ Kram hätte wohl doch Lisa antworten müssen…Jedenfalls wenn wir Kommunikation in diese Richtung betreiben wollen, dann gibt es hier auch ein Kontaktformular, dass auf meine Mailadresse führt und vielleicht der Anfang einer langen Freundschaft oder Feindschaft oder auch nur eines interessanten Meinungsaustausches wird.

      Beste Grüße
      David

  15. Andrea sagt:

    @ Reini.
    Mal eine kleine Frage: Wie viele Menschen mit Querschnitt kennst Du persönlich?
    Du kannst Dir das vielleicht nicht vorstellen, aber ein Leben damit ist möglich. Auch für Tetras. (hoher QS) . Es ist kein „furchtbares Schicksal.“
    Das Leben an sich ist Schicksal. Ob es furchtbar wird oder nicht, liegt ganz allein bei jedem selber.

    Ich habe zwar keinen Querschnitt, aber das Leben als Rollifahrerin mit diversen ähnlichen Problemen körperlicher Art kenne ich nur zu gut.
    Und wer mir abspricht, ein erfülltes und glückliches Leben haben zu können, (und das macht der Wings for life World run im Hinblick auf QS) der tut mir nur leid. Denn wichtig ist nicht, unter welchen Umständen man lebt, sondern was man daraus macht.

    @ Lisa
    Danke für diesen Artikel. Jeder Hinweis, dass Gutgemeint nicht Gutgemacht ist, hilft.

    1. datlebbe sagt:

      Das versuche ich ihm schon auf Facebook zu erklären, aber er möchte das nicht wahrhaben. Danke für sein Statement. LG David

  16. Roger Knaus sagt:

    Habt Ihr Eure Anliegen und Ideen den Organisatoren mitgeteilt?

    1. datlebbe sagt:

      Unser Anliegen war es nun erstmal unsere Meinung öffentlich darzustellen. Da wir sehr viel positives Feedback bekommen haben, werden wir aber auch gern mit den Organisatoren reden. Alles zu seiner Zeit, jetzt sind wir erstmal im Skatepark! 😉

  17. Doris sagt:

    Ich betrachte mich eher als Beobachterin. Was mich an dem Thema berührt ist, dass ich einen Kumpel habe, der seit einem Fahrradunfall weitestgehend gelähmt ist. Er kann noch ein wenig einen Unterarm bewegen, womit er nun einen elektrischen Rollstuhl steuern kann. Das gibt ihm ein gewisses Maß an Unabhängigkeit, die er sehr genießt.

    Die ersten Jahre der Zeit nach seinem Unfall wurde er bis unter die Haarspitzen mit Schmerzmitteln zugepumpt und lag den ganzen Tag einigermaßen abgedreht im Bett. Dann hat er festgestellt, dass er sein Leben verpasst, hat die Schmerzmittel abgesetzt und ist nun so sehr wieder der Alte, dass ich manchmal denke, gleich steht er auf, schnappt sich seine Gitarre und macht wieder Musik oder geht raus zu seinen geliebten Pflanzen (er ist Gärtner) und er ist wieder das ruhende Zentrum eines großen weit vernetzten Freundeskreises, genau wie früher.

    Er ist nicht der Mensch, der sich damit aufhält sich zu beschweren, aber ich habe bei ihm beides erlebt: Die „Opferhaltung“ (weil die Chemie ihm seinen Willen genommen hatte) und diese Aktivierung seines Geistes, die mich vergessen lässt, dass er „nur dasitzt“.

    Ich weiß nicht, ob er sein Leben jetzt in Summe besser oder schlechter findet als das Frühere. Aber ich weiß, dass ihm manche Dinge sehr fehlen. Ich merkte, als ich von dem Wings for Life Lauf gehört habe, dass ich sozusagen „für ihn“ daran teilnehmen wollte. Und dann fiel mir auf, dass er das vielleicht garnicht will. – und – dass es irgendwie herablassend wäre, ihn das zu fragen. Etwas, was mir nie aufgefallen wäre, wenn ich ihn nicht kennen würde und dieses Gedankenexperiment hätte machen können.

    Wobei ich die Motivation, sich zusätzliche Möglichkeiten zu erschließen zu heilen, dennoch unbedingt gut finde! Mein Kumpel selbst ist so nah dran, hat manchmal Spasmen am ganzen Körper, also sind da noch Nervenbahnen… verdammt!

    Ich habe letztlich nicht an dem Lauf teilgenommen, aber ich glaube dennoch, dass er mehr Gutes als Schlechtes bewirkt. Um im großem Stil Menschen zu bewegen muss man leider Messages immer sehr vereinfachen – und irgendwelche Grundinstinkte im Menschen ansprechen. Eine solche weltweite Geschichte könnte man anders nicht aufziehen.

    Fragt sich natürlich, ob es solche Initiativen überhaupt braucht. – und – Nein! ich glaube nicht dass es das BRAUCHT. Was es m.E. auf jeden Fall braucht sind kleine ortsnahe und persönliche Initiativen, wie die Euren und viele Maßnahmen um Barrierefreiheit zu fördern und um aufzuzeigen, was jemand leisten kann, der anders ist als die meisten anderen. – und die Forschung an medizinischen Lösungen. Auch die braucht es!
    Das sind die Stellen, an denen wirklich was geleistet und umgesetzt wird.

    Ich glaube eine Initiative wie so ein Volkslauf setzt an einer ganz anderen Baustelle an. Und sie kann dort bestenfalls unterstützen. Sie lenkt Aufmerksamkeit auf das Thema. Sie bringt Leute dazu, sich mit der Frage zu beschäftigen, wie es denn Menschen geht, die „in anderen Umständen“ leben als sie selber (ggf. sogar in beide Richtungen?) und dass es angesagt ist, etwas MITEINANDER zu tun.
    Ja, es gibt für die Aufmerksamkeit auch diese Welt-irgendwas- Tage, zu denen alternde Promis ihre Menschenfreundlichkeit entdecken und alle anderen sehen peinlich berührt weg. Ich muss sagen, da spricht mich so eine Aktion mehr an, auch wenn sie von einem Unternehmen gesteuert wird (wer sonst hätte denn die Infrastruktur und den Willen sowas weltweit aufzuziehen?) Ich glaube jemand, der einmal im Jahr für ein bestimmtes Thema rennt, sieht im Rest des Jahres dieses Thema mit anderen Augen, denn er kann schon mal nicht mehr sagen „geht mich nichts an“. Und im Zweifelsfall ist das besser als nichts, oder?

    Ich finde es also auf der einen Seite toll, dass Red Bull sowas macht. Dass man die Möglichkeit hat für einen solchen Zweck auch mal zu schwitzen und, ja auch einen Anlass bekommt sich damit auseinanderzusetzen, in welche Schubladen man aus welchen Gründen welche Menschen steckt – oder eben nicht.

    Auf der anderen Seite fällt mir bei dieser Betrachtung auf, dass der Lauf seine Publikumswirksamkeit eigentlich hauptsächlich dadurch erhält, dass er die „Gesunden“ therapiert. Es ist eine große Selbstanschubs- und irgenwo auch Selbststreichelinitiative um Otto Normalverbraucher dabei zu helfen seine Antennen auszufahren und das zu tun, was selbstverständlich sein sollte – für alle zu denken.
    Dessen sollten wir uns bewusst sein. Wir tun das nicht für die „armen Kranken“! Wir tun das für die „ärmlichen Gesunden“! Weil die es nämlich anders als mittels ständiger Selbstmotivation, schlechtem Gewissen und Gesetzeszwang nicht schaffen, sich anständig den anderen gegenüber zu benehmen und an einer Welt zu bauen, in der sich auch solche Leute gut bewegen können, die nicht zum Durchschnitt gehören.

    UND wir tun dafür genau das, was uns und die, um die es gehen sollte, fundamental und ganz augenfällig voneinander trennt.

    Man könnte auch ganz bös sagen dass das Prinzip dabei wäre: „wir drücken es denen nochmal so richtig rein und finden uns toll dabei.“

    Das ist ein bisschen als würde man mit einem hübsche Titten-Wettbewerb Brustkrebspatientinnen (deren ich eine bin) Mut zusprechen wollen, oder?

    Na, wer weiß, was noch alles kommt… 😉

    Was ich hier schreibe soll keinen Anspruch auf alleinige Wahrteit haben, aber ich glaube es ist zumindest Teil der Wahrheit.

    Fragt sich, ob es Wege gibt, die Ehrlichkeit etwas zu befördern und die positiven Aspekte des Ganzen zu stärken und die Negativen zu minimieren?

    Ich hoffe ich habe hier keinen gravierenden Fehler im Denkprozess und würde mich freuen, darauf hingewiesen zu werden, falls es so ist.

    1. datlebbe sagt:

      Hi Doris!

      „We show tits for those who can’t“ Schicker Vergleich, aber keine Sorgen ich habe nicht nur Titten gehört und den Rest ausgeblendet, denn du hast einige sehr gut und absolut korrekte Gedanken dazu! Würde sich alle solche Gedanken machen, dann bräuchte es keine kritischen Stimmen. Leider hat uns aber auch die Reaktion auf diesen Artikel nur wieder gezeigt, dass es eben nicht so ist und die meisten „es“ nicht verstehen. Auch hat sich in diesem Jahr offenbar (ganz subjektiv von mir betrachtet, ohne dieses Jahr zu sehr drauf zu achten) einiges zum positiven verändert. Denn es sind mehr Aktivfahrer zu finden, mehr positive Beispiele und sogar den mehrfachen Weltsieger (ein Rollstuhlfahrer) wurde dieses mal viel offener präsentiert. Es ist auch super, dass Geld in die Forschung geht, weniger wegen dem Laufen, aber wegen vieler anderer Themen, die allerdings nie angesprochen werden: Blase, Darm, Haut, Sex… ich würde mich tatsächlich besser fühlen, wenn ich wüsste, dass die Millionen nicht nur in irgendwelche anfänglichen Forschungen gehen um 0,1 % der Querschnittpatienten wieder ans laufen zu bringen, sondern in Forschungen, die die Lebensqualität der Patienten verbessert und zwar auf allen Ebenen. Mit einer guten Rollstuhlversorgung kann die Mobilität fast gleichwertig wiederhergestellt werden, wenn wir an der Barrierefreiheit arbeiten. Aber die Nebeneffekte, die kaum einer kennt, was Klogänge, Verdauung, Potenz, Psyche usw.. angeht, das ist meines Erachtens viiieeel wichtiger, wird aber totgeschwiegen, obwohl hier viel schneller was verändert werden könnte, wenn die Leute es wissen würden. Deswegen ist es auch richtig, dass wir mehr kleine lokale Initiativen brauchen und diese dürfen dann auch groß werden, vielleicht mit Unterstützung der großen Infrastrukturen hiesiger Brausehersteller…oder eine bessere Zusammenarbeit… vielen Dank auf jeden Fall für deinen Beitrag!Grüße David

      1. Doris sagt:

        Hi David!

        Ich finde auch, dass Einiges in Bewegung geraten ist. Wobei Megaevents wie beispielsweise die Paralympics vielleicht der stete Tropfen sind, der einem die Frage, wie man mit Anderen umgeht immer mal in’s Gedächtnis ruft. Aber mir persönlich hat grad der völlig heiße Scheiß, den Leute mit ihren diversen Fortbewegungsmitteln produzieren, wie Du mit dem Skaten erst so richtig die Augen dafür geöffnet, wie bescheuert es ist, Rollifahrer erst mal als defizitär einzustufen, (es ist mir mittlerweile echt peinlich das zuzugeben, aber das musste ich wirklich erst lernen!) – genauso wie ein Typ, der, nachdem er im Rollstuhl gelandet ist zum Globetrotter wurde. – Und ein anderer, der in der Stadtverwaltung meiner Nachbarstadt arbeitet und von dem ich erst Jahre nach unserem telefonischen Verhandlungen über die Anmietung eines Zeltplatzes erfahren habe, dass er, seit er als jugendlicher einen Unfall hatte mit einem hohen Querschnitt im Bett liegt…
        Naja, und mein Kumpel, natürlich.

        Ich weiß nicht warum mir gerade das Münchner Tollwutfestival in den Sinn kommt. Das hätte doch was, wenn anlässlich einer Aktion wie Wings for Life ein Jahrmarkt der Initiativen zusammenkäme. Eine richtig fette Bühne, in der der Lauf eine Hauptattraktion sein mag, aber in der drum herum die Leistungen all derer gewürdigt werden und eine Bühne haben, die im Kleinen daran mitbauen, dass jetzt und heute das Leben für alle Betroffenen leichter wird!

        Das schien ja durchaus ein Punkt auf der Agenda von Red Bull zu sein. Ist das nun grundsätzlich der falsche Ansatz, oder liegen die Probleme eher im Fine-Tuning der Botschaft, die transportiert wird?

        1. datlebbe sagt:

          Hey sorry für die späte Antwort…#Tourlife 😉 Also uns geht es ja vor allem um die Außenwirkung von diesem Mega Event. Wir wollen einfach, dass es weniger für als mit den Rollifahrern wird. Es soll mehr gezeigt werden was für Möglichkeiten auch mit Rollstuhl vorhanden sind und das eine Heilung nicht laufen sein muss, sondern das Geld für die Forschung in viele Bereiche zur Verbesserung der Umstände fließen kann. Von den unangenehmen Themen Darm, Blase, Verdauung bis hin zu Druckgeschwüren oder einfach nur einer guten Rollstuhlversorgung, barrierefreien Umfeld usw… aber die Message bleibt, überspitzt gesagt: helft diesen armen Menschen wieder zu laufen, denn nur laufen heißt Leben! Auch wenn mittlerweile mehr Aktivrollstuhlfahrer gezeigt werden, bleibt ein bitterer Beigeschmack!

  18. Harry Hellström. sagt:

    Moin!
    Ich habe Euch beiden ja damals in Wien kennengelernt, beim Freundschaftsspiel gegen den Wiener SC.
    Ich muss mal ganz ehrlich sagen: Hut ab davor wie Ihr Euer Leben meistert!
    Mitleid wäre, glaube ich, hier fehl am Platz, glaube ich, sondern tiefster Respekt davor wie Ihr Euer Leben meistert.
    Naja, und der Ausflug mit Euch in Wien hatte Spaß gemacht.

  19. Martin D sagt:

    Bin Rollstuhlfahrer, TH V komplett seit 22 Jahren. Dass ich nicht durch die Gegend geschoben werden muss, geht mit meiner Lehmungshöhe und ist mir heilig. Was hab ich mich in meinen Anfängerjahren über das Bild von Behinderung geärgert! Lösung: Man lebts anders vor. Also hab ich heute in Wien knapp 25 km zurückgelegt, ohne einen Meter von jemandem unterstützt zu werden. Dazu musste ich auch öfter mal jemanden von meinen Handgriffen verscheuchen, aber das war heuer weit nicht so ein Ärgernis wie die 8 Jahre bisher. Hab mich dafür auch – soweit es das durchwachsene Wetter zugelassen hat – wieder mit dem Handbike konditionell vorbereitet. Resultat irgendwo top 1500 in Österreich und auch von Streckensprecher und haufenweise LäuferInnen rundherum dafür abgefeiert worden. Man kann also wirklich nicht behaupten, dass das nicht wahrgenommen und für gut befunden wird. Gleichzeitig kenn ich ein Viech, das voriges Jahr in Wien cs 40 km geschafft hat, gewiss auch komplette Eigenleistung – bild mir also auf mein Resultat nicht mal groß was ein. Was ich damit sagen will: Mindestens die Hälfte ihrer Kritik kann ich nicht nachvollziehen. Alleine das Unverständnis für das Verbot von Rennrollis und Handbikes … gegen erstere hätte kein Läufer eine Chance und Radsportveranstaltung ist es auch keine. Wohl ewiger Rekordhalter ist ein Rollstuhlfahrer. Und zu Ihrer Forderung: Es ist schlicht die Gründungsidee von WfL, Geld für die Foschung zu sammeln. Wer was anderes will, muss halt selbst aktiv werden.

    1. David Lebuser sagt:

      Moin Martin, zum Glück sind wir selbst aktiv und zum Glück hat sich auch etwas in den 7 Jahren seit Veröffentlichung des Artikels getan. Vieles ist aber auch leider gleich geblieben oder hat sich nur geringfügig verändert. Wir haben aber mit unseren eigenen Projekten genug zu tun als uns mit Wings for Life zu beschäftigen. „Run for those who can’t“ ist für uns immer noch ein falsches Signal, immerhin kann man mittlwerweile besser auf der Webseite nachvollziehen für welche Forschungen das Geld genutzt wird und es scheint nicht mehr alles nur auf Heilung zu fokussieren. Wir brauchen keine Heilung, sondern gleichberechtigte Teilhabe, Barrierefreiheit und ein besseres Antidiskriminierungsgesetz.

      1. Martin sagt:

        Gegen die Umsetzung der Forderungen hab ich natürlich nichts. „Wir brauchen keine Heilung“ finde ich schon sehr irritierend. Wenns mal eine funktionierende Heilung gibt, her damit – da lügt sich doch jeder in den Sack, der behauptet, ohne die eigene Behinderung wäre das Leben kein besseres.

        1. David Lebuser sagt:

          Das mag aus deiner Sicht vielleicht so ein und das ist auch okay so. Aus unserer Sicht ist Teilhabe aber viel wichtiger, denn zum Einen ist unsere Behinderung Teil unserer eigenen Identität (geworden) und auch unserer Lebensrealität. Eine „Spontanheilung“ würde uns ein Teil unserer Identität nehmen und das Leben wie wir es gerade leben und lieben ganz schön auf den Kopf werfen – fast wie damals mein Unfall bei der ich meine Behinderung bekam. Damals hätte ich das vielleicht noch anders gesehen und eine Heilung an dieser Stelle gewünscht, hätte aber damit auch viele mir heute wichtige und liebgewonnene Erfahrungen, Bekanntschaften u.ä. unwissend genommen. Außerdem gibt es viele Behinderungen, die auch nach einer gefundenen Heilung für Querschnittgelähmte weiter auf Barrierefreiheit und Teilhabechancen angewiesen sind. Deswegen werden hier unserer Meinung nach viel dringender Gelder, Förderungen, Regelungen und Sichtbarkeit benötigt, um die Welt für Alle gerechter zu machen, egal welchen Status sie gerade haben.

  20. […] gibt es Kritik an dem Lauf. SIT N’ SKATE beispielsweise mag es nicht, dass ausschließlich die Heilung propagiert wird und eine Behinderung […]

    1. Vielen Dank für die Erwähnung im Beitrag und das Sehen unserer Kritik. Wir bitten zu beachten, dass es sich bei uns auch um einen über 6 Jahre alten Artikel handelt und auch wenn sich unsere Einstellung nicht groß geändert hat, so haben wir aktuell nicht die Zeit um uns mit den Entwicklungen zu beschäftigen und können nicht sagen, ob wir heute etwas weniger Kritik üben würden oder nicht. Forschung ist gut und wichtig, aber auch hier wissen wir nicht, und haben schlicht nicht die Zeit, zu prüfen ob die geförderten Forschungen vielversprechend und transparent sind. Sich in einem inklusiven Event gemeinsam eine gute zeit zu geben ist mit Sicherheit nicht zu kritisieren, lediglich die ggf. immernoch defizitäre Berichterstattung und Kommunikation, sowie Einsatz der Mittel. Aber nochmals: wir wissen grad nicht wie der Stand dazu ist und wir nutzen unsere Zeit gerade lieber für eigene Projekte mit denen wir wirklich etwas bewirken können, wenn auch mit viel weniger Reichweite als die Stiftung eines weltweiten Konzerns.

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